"Gold, Silber, Bronze im Radsport - Wunderbare Ernte! Die Franzosen haben gestern 11 Medaillen gesammelt, darunter auch vier im Zeitfahren."
So lautet heute die Schlagzeile im Midi Libre, die Rede ist natürlich von den aktuell in Paris stattfindenden Paralympics.
Doch wo sind wir mittlerweile gelandet? Geht es nun selbst bei den Paralympics nur noch um das stumpfe Sammeln irgendwelcher Medaillen? Ich persönlich habe damit ein Problem, denn die Idee der Paralympics ist doch eine ganz andere: Nämlich die Möglichkeit für behinderte Sportlerinnen und Sportler, sich international zu vernetzen und ohne Druck sportliche Wettkämpfe auszutragen. Ob da nun eine Medaille rausspringt oder nicht, ist doch bestenfalls zweitrangig. Und schon gar nicht geht es bei einer Olympiade darum, ob nun Frankreich, die USA, China oder welche Nation auch immer die meisten Medaillen sammelt. Im Mittelpunkt steht nicht die Nation, sondern die Sportlerin bzw. der Sportler. Das scheint man in Frankreich noch nicht verstanden zu haben, eine Prise weniger Nationalstolz würde den Spielen gut zu Gesicht stehen.
Ansonsten beherrscht weiterhin die Suche nach einem neuen Premierminister das politische Tagesgeschehen. Unter normalen Umständen ist in Frankreich die Position eines Premierministers eher unbedeutend. In diesen Tagen ist das allerdings anders: Der französische Präsident hat nach den jüngsten Wahlen von Juni/Juli im Parlament keine Mehrheit, und dem Premierminister kommt die Aufgabe zu, die Politik des Präsidenten durchzusetzen, aber dennoch die dafür nötige Mehrheit unter den Oppositionsparteien zu beschaffen. Das kommt der Quadratur des Kreises gleich, erst recht, wenn man weiß, wie unversöhnlich sich die unterschiedlichen politischen Lager in Frankreich gegenüberstehen.
In den Diskussionsrunden auf BFMTV wird momentan spekuliert, dass der französische Präsident spätestens im nächsten Jahr zurücktritt und Neuwahlen ausruft. Dafür hat sich vorgestern bereits der frühere Premierminister Édouard Philippe als Präsidentschaftskandidat in Stellung gebracht.
Es bleibt spannend.